In diesem Beitrag zur Frage «Was ist Work-Life-Balance?» findest du zuerst einige klassische Definitionen. Im zweiten Teil beschreibe ich meine Sicht auf diesen Begriff, indem ich ihn zuerst in seine Einzelteile zerlege, bevor ich dann wieder zusammen als Ganzes betrachte.
Klassische Definitionen
Hier sind verschiedene Definitionen für Work-Life-Balance, aus verschiedenen Perspektiven betrachtet (danke ChatGPT für die Zusammenstellung 😉):
Individuelle Perspektive
Work-Life-Balance bezeichnet das Gleichgewicht zwischen beruflichen Anforderungen und privaten Bedürfnissen. Sie ermöglicht es Menschen, ihre Arbeit und ihr Privatleben so in Einklang zu bringen, dass sowohl ihr Wohlbefinden als auch ihre mentale und soziale Gesundheit erhalten bleiben.
Wirtschaftliche & gesellschaftliche Perspektive
Work-Life-Balance ist ein Konzept, das Unternehmen und Gesellschaften durch flexible Arbeitsmodelle, familienfreundliche Strukturen und soziale Unterstützung fördern, um langfristig Zufriedenheit, Produktivität und gesellschaftliche Nachhaltigkeit zu gewährleisten.
Moderne & kritische Perspektive
Statt einer strikten Trennung von Arbeit und Privatleben setzt die moderne Work-Life-Balance zunehmend auf Work-Life-Integration. Dabei werden Beruf und persönliche Interessen flexibel miteinander verknüpft, um individuelle und wirtschaftliche Anforderungen bestmöglich zu vereinen.
Was ich unter Work-Life-Balance verstehe
Work – wie stelle ich mir das optimale Arbeiten vor?
Aus meiner Sicht braucht es verschiedene Aspekte, die für ein erfülltes Arbeitsleben vorhanden sein müssen. Die Arbeit sollte Spass machen. Das heisst nicht, dass du immer Luftsprünge vor Freude machen musst. Aber die Grundstimmung sollte positiv sein. Und: Es sollte dir an den meisten Tagen leicht fallen, am Morgen aufzustehen und zur Arbeit zu fahren. Wenn du dich jeden Morgen aus dem Bett quälen musst und den Arbeitsweg am liebsten unendlich in die Länge ziehen würdest, dürfte das wohl ein Anzeichen sein, dass hier etwas nicht mehr so ganz zufriedenstellend ist. Was, das ist natürlich wieder sehr individuell. Für mich gehören nebst den Tätigkeiten, die herausfordernd, aber nicht überfordernd sind, und die du gern und gut ausführst, auch das Team dazu. Und eine gewisse Sinnhaftigkeit sollte für dich auch vorhanden sein.
Welche Arbeit all diese Kriterien erfüllt, das ist dann wieder eine ganz andere Frage (und auch Stoff für andere Blogbeiträge 😉, wie zum Beispiel Love it, change it or leave it oder Ich kann doch nicht schon wieder kündigen – oder doch?). Hier ist es wichtig, dass du deine ganz individuelle Antwort findest. Denn für jede und jeden ist anders wichtig. Was sind deine Werte? Werden diese auch von der Firma, in der du angestellt bist, gelebt? Dies sind nur zwei von vielen Fragen, die du dir stellen kannst, wenn du hier etwas ratlos bist.
Für mich sind Sinnhaftigkeit, Selbstwirksamkeit, ein gutes Team/Umfeld, spannende Tätigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten zentrale Aspekte, die erfüllt sein müssen, um sich beim Arbeiten wohlzufühlen und auch entsprechend gern zu arbeiten. Es kann sein, dass du diesen einen Job gefunden hast, der all diese Kriterien erfüllt – genial! Es kann aber genauso gut sein, dass du diesen Job noch nicht gefunden hast und schon viele Wechsel hinter dir hast. Auch das ist ok. Wichtig ist, dass du deine Faktoren definierst, die für dich stimmen müssen. Und wenn einer oder mehrere Faktoren nicht mehr stimmen, braucht es eine ehrliche Selbstreflexion und entsprechende Anpassungen oder Veränderungen.
Life – was braucht es für ein zufriedenes, erfülltes Leben?
Das ist eine sehr grosse Antwort, die ich sehr wahrscheinlich nicht im Rahmen dieses Blogbeitrags finden kann. 🙃 Wichtig scheint mir aber auch hier wieder zu sagen: Das ist sehr individuell.
Mir fallen hier Wörter wie Verbundenheit, Selbstwirksamkeit und Wertschätzung ein. Wertschätzung einerseits von aussen, aber vor allem auch von dir selbst, dir gegenüber. Auch Me-Time brauche ich für ein erfülltes Leben, Freude, Leichtigkeit, Abwechslung gehören aber genauso dazu.
Wichtig ist hier, dass du dir überlegt, was dir eigentlich wichtig ist. Und zwar wirklich dir, nicht der Gesellschaft, deiner Familie, deinen Freunden etc. Was sind deine Bedürfnisse, aber auch Grenzen? Und wo möchtest du mittel- und langfristig hin? Wie gut kennst du dich selbst? Und natürlich verändert sich diese Antwort im Laufe des Lebens, anhand von Erfahrungen, durch mehr Klarheit, Selbstreflexion und Ehrlichkeit. Das ist ok so! Ich bin Königin in Sachen Veränderungen – aber gewisse Grundelemente habe ich inzwischen für mich eruiert, damit ich eine stabile Basis habe. Wie ist das bei dir? Stehst du stabil, mit beiden Beinen, in DEINEM Leben?
Balance – was braucht es für ein Gleichgewicht?
Balance bezeichnet einen Zustand des Gleichgewichts, bei dem verschiedene Kräfte, Elemente oder Aspekte in einer stabilen und harmonischen Beziehung zueinander stehen. In Balance zu sein bedeutet aber auch, mental und emotional ausgeglichen zu sein, so dass Stress, Anforderungen von aussen und persönliche Bedürfnisse in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen. Es geht darum, verschiedene Bereiche des Lebens, wie z.Bsp. Arbeit, Freizeit, Beziehungen, Gesundheit etc. so auszubalancieren, dass keines davon überwiegt, ein anderes «übertrumpft» oder vernachlässigt wird.
Balance ist für mich aber nichts Starres, das immer genau in einem bestimmten Verhältnis sein muss. Es geht mehr darum, dass im Leben eine gewisse Ausgeglichenheit vorhanden ist, so dass punktuell auch mal ein Bereich mehr Aufmerksamkeit bekommen kann (oder halt auch muss), ohne dass das Gesamtkonstrukt gleich zusammenbricht.
Wie definiere ich nun die Kombination Work-Life-Balance?
Aus meiner Sicht ist keine klare Trennung von «work» und «life» möglich. Mein aktuellstes Beispiel ist dieser Blogbeitrag. Die erste, handschriftliche Version entstand unter der Woche früh am Morgen, als ich schreiben wollte, aber gerade keine Lust auf meine Morgenseiten hatte. Also habe ich ein Blatt Papier genommen und mir erste Gedanken und eine mögliche Struktur des Beitrags notiert. Von den handschriftlichen Notizen in das Blogformat übertragen habe es dann am Samstagabend. Ist das nun Arbeit, die ich eigentlich zu spezifisch vordefinierten «Arbeitszeiten» machen müsste? Schränke ich mich jetzt in meinem Leben, also meiner «Freizeit» ein? Für mich ist die Antwort klar: Nein!
Ich habe schon seit vielen Jahren das Ziel, meine Arbeit nicht als ein Müssen anzuschauen. Klar muss ich Geld verdienen, wir leben nun mal in dieser Welt. Aber ich habe mir durch viele Jobwechsel, viele Tiefs, viel Selbstreflexion, aber auch durch Coachings meinen Bereich gefunden und auch teilweise erschaffen, der sich für mich nicht nach Arbeit anfühlt. Also habe ich auch kein Problem, morgens um halb 6 einen Blogbeitrag zu entwerfen und ihn dann an einem Samstagabend zu finalisieren. Dafür gönne ich mir zu «normalen» Arbeitszeiten eine Pause auf dem Sofa, in der Natur oder mache Sport. So ergibt sich für mich die Balance zwischen «work» und «life».
Was wichtig ist: Dass mir meine Werte, aber auch meine Grenzen, Bedürfnisse und Ziele klar sind, und dass diese in beiden Bereichen respektiert werden. Dafür bin ich aber ganz alleine ich verantwortlich.
Ich möchte nicht nur von Wochenende zu Wochenende, von Ferien zu Ferien leben. Ich möchte Wochenende oder Ferien, weil es mir neue Erfahrungen ermöglicht, neue Perspektiven aufzeigen kann, meinen Horizont erweitert. Aber es sollte nicht so sein, dass ich Ferien brauche, weil ich sonst das Gefühl habe, das Leben zu verpassen. Innerhalb von Work-Life-Balance schwingt für mich oft mit, dass Arbeit ein Muss ist und das echte Leben nur in der Freizeit stattfinden kann. Eine traurige Aussicht auf das Leben, finde ich, da bin ich ganz ehrlich.
Ich weiss, nicht alle können «einfach machen», was sie wollen. Ich glaube aber, dass viele gar nicht wissen, was sie wirklich wollen. Ihnen ist nur klar, was sie nicht wollen – und darum ist dann auch ein möglichst hoher Lohn so zentral, um für das eigene Leiden bestmöglich entschädigt zu werden. Zu wissen, was man nicht will, ist grossartig! Wichtig ist dann aber, dies als Ausgangspunkt zu betrachten, weiterzugehen und für sich herauszufinden, was zählt und was es braucht, um mehr Balance in das eigene Leben zu bekommen.
Warum ich mich nicht als «normalen» Job Coach bezeichne
Für mich ist Job Coaching nicht einfach eine Unterstützung zu höher, schneller, besser. Mir ist eine ganzheitliche Sichtweise wichtig, darum auch die Work-Life-Balance. Ich bin nicht so Fan von dem Begriff Work-Life-Integration. Wie oben beschrieben, finde ich Balance schon das richtig Wort, denn es geht darum, ein Gleichgewicht zu schaffen zwischen allen Ideen, Wünschen, Bedürfnissen und Anforderungen. Und Balance ist für mich ein agileres Wort als Integration.
Mehr darüber, wie ich arbeite und was mir wichtig ist, findest du unter anderem hier:
Laufbahnberatung oder Job Coaching – was ist wann besser?
Ich sehe mich daher nicht als «normalen» Job Coach, wo es um Quick-Fix-Lösungen und den nächsten Karriereschritt geht. Ich sehe mich als ganzheitlichen Work-Life-Coach. 😊