Abgrenzung: für mich und nicht gegen dich

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Heute möchte ich mich dem Thema Abgrenzung und Grenzen setzen widmen. Denn oftmals hat dieses Thema einen negativen Beigeschmack: Ich will doch niemanden ausgrenzen, ich will doch niemanden vor den Kopf stossen, ich will doch niemanden verletzen. Gerne zeige ich dir hier meine Sicht auf dieses Thema, denn für mich ist klar: Die eigenen Grenzen zu kennen, sie natürlich auch mal etwas auszudehnen (Stichwort Komfortzone 😉) und sie klar zu kommunizieren und durchzusetzen sind zentrale Aspekte für ein erfülltes Leben im Einklang mit sich. Für mich heisst Abgrenzung, eine Entscheidung für mich und nicht gegen dich.

Was bedeutet Abgrenzung?

Ich weiss gar nicht mehr genau, wann ich das erste Mal bewusst mit dem Thema Abgrenzung in Kontakt gekommen bin. Das ist bei mir oft so, dass ich bei einem Thema immer und immer wieder etwas dazu sehe oder höre, sei es ein Insta-Post, ein Buch, ein Kommentar – kurz, das Thema macht mich auf sich aufmerksam. Und dann fange ich an, mich gezielt damit auseinanderzusetzen: darüber zu lesen, einen Podcast zu hören, ein Webinar, einen Workshop oder eine Masterclass mitzumachen, was sich dann auch immer gerade zeigt und stimmig anfühlt. 

Bei mir war dieses Wort zu Beginn ganz klar negativ konnotiert, denn ich wollte ja auf keinen Fall, dass jemand denken könnte, dass ich etwas gegen sie/ihn habe. Lieber bin ich selbst über meine Grenzen drüber getrampelt, habe meine Bedürfnisse hintenangestellt, falls ich sie überhaupt wahrgenommen habe, statt dass ich mich klar positioniert und mich abgegrenzt hätte. Klarer Fall von People Pleasing.

Dass diese Einstellung zu Grenzen aus mir kam, von Prägungen etc., wurde mir schnell klar. Ganz so schnell ging es mit der Transformation in etwas Positives dann nicht. 😉 An Wunderheilungen glaube ich erst, wenn ich selber mal eine erlebt habe, was bis jetzt nicht der Fall war. 😄 Es hat mir aber enorm geholfen, mich mal vertieft damit auseinander zu setzen, warum ich denn Grenzen setzen möchte. Da kamen dann so Punkte wie Selbstschutz, Distanz schaffen, Unsicherheit überspielen, aber auch einstehen für mich, Raum schaffen für mich und Selbstsicherheit und Frieden mit und in mir finden.

Klarheit durch Grenzen

Wenn ich Grenzen als etwas Negatives anschaue, gebe ich dem Gegenüber unbewusst recht, diese nicht zu respektieren.

Diese Aussage löste viel in mir aus und ich konnte anfangen, die ganze Thematik zu transformieren. Denn Grenzen zu setzen und sich dadurch abzugrenzen bringt sehr viel Klarheit. Und aus Klarheit kann eine viel tiefere, verständnisvollere Beziehung mit dem Gegenüber entstehen, als wenn immer geraten werden muss, ob es jetzt wohl so passt oder ob doch ein anderes Verhalten besser wäre, ob man sich genug anpasst usw. Ich entlaste eine Beziehung und mein Gegenüber dadurch, dass ich meine Grenzen kenne und diese klar kommuniziere. 

Durch klare Grenzen kann auch ein viel grösseres Zugehörigkeitsgefühl entstehen, und das wollen wir ja alle, nicht? 😉

Wenn ich für mich einstehe, mir meinen Raum nehme, kann es zu einem Bruch kommen. Aber ist das Gefühl direkt nach einem Gewitter mit frischer kühler Luft nicht angenehmer als die Schwüle vorher? Je klarer ich mich spüre, desto klarer kann ich mich abgrenzen und desto klarer kann ich kommunizieren. Und vielleicht braucht es dann noch ein zweites oder drittes Gespräch, aber ich bin überzeugt, dass durch diese Offenheit und Klarheit viel mehr Verbundenheit entstehen kann.

Und Grenzen geben auch Halt und Geborgenheit. Denn wenn ich darauf vertrauen kann, dass ich meine Grenzen kommunizieren darf, mein Gegenüber aber auch die eigenen Grenzen kommuniziert und ich mich eben nicht verantwortlich fühlen muss zu erspüren, was gerade wohl angebracht ist, bringt das Leichtigkeit, Sicherheit und dadurch eben auch Halt und Geborgenheit. 

Und plötzlich sind Grenzen nicht mehr negativ. 🥰

Was braucht es für Abgrenzung?

Damit ich mich überhaupt abgrenzen kann, muss ich meine Grenzen kennen. Und dafür muss ich mich gut kennen, meine Bedürfnisse, meine Werte und auch meine Wünsche und Ziele (mehr dazu findest du hier). Und mein aktuelles Befinden, denn Grenzen können auch von Tag zu Tag, von Situation zu Situation und von Zyklusphase zu Zyklusphase unterschiedlich sein. Wie wichtig es ist, sich selbst zu kennen, werde ich noch in einem separaten Blogbeitrag thematisieren.

Ein aktuelles Beispiel von mir: Ich bin von meinem Zyklus her gerade in meinem inneren Herbst. (Wenn du mehr zum Zyklus wissen willst, empfehle ich dir Josianne von Quittenduft von Herzen.) In dieser Zyklusphase bin ich einerseits sehr produktiv, erledige Dinge, die ich vorher gut tage- oder wochenlang vor mir hergeschoben habe, räume gerne auf und bin sehr klar. Andererseits kann es aber auch sein, dass ich von null auf hundert von einer völligen Lappalie genervt bin. Und ich bin allgemein empfindlicher auf Energien im Aussen. Diese Erkenntnisse sind das Resultat einer langen Selbstbeobachtung, von Selbstreflexion und schonungsloser Ehrlichkeit mir selbst gegenüber. Weil ich also meine Bedürfnisse und auch meine Grenzen in dieser Phase kenne, habe ich mich heute gegen ein Mittagessen mit einer Freundin entschieden, einfach weil ich spürte, dass unsere Energien aktuell nicht gerade ein “perfect match” für mich wären und ich mehr Zeit für mich brauche. 

Noch vor einiger Zeit hätte ich dieses Bedürfnis und meine Grenze vielleicht zwar wahrgenommen, aber sicherlich nicht kommuniziert. Da ich aber inzwischen viel an mir und meiner Sicherheit in mir gearbeitet und vieles aufgelöst habe, habe ich mich also für mich abgegrenzt und das Mittagessen abgesagt. Das hätte früher einigen Stress in mir ausgelöst (hallo mindfuck 🙃), nur schon diesen Gedanken zu haben, und ich hätte es vielleicht gar nicht gemacht oder wenn, dann mit einem schlechten Gewissen. Doch heute war mir klar, ich brauche gerade etwas mehr Me-Time und ich kann sie in ihrer aktuellen Situation und Stimmung nicht unterstützen. Ich habe ihr das dann mitgeteilt und es war für sie überhaupt kein Problem.

Das ist es also, an einem persönlichen Beispiel von mir erklärt, was für mich für eine gesunde, wertschätzende Abgrenzung ausmacht: Ich muss mich kennen, meine Bedürfnisse und Grenzen wahrnehmen und ernst nehmen und dann dazu stehen, also für mich einstehen.

Abgrenzung ist für mich, nicht gegen dich

Ist das gegen die andere Person? Aus meiner Sicht nicht, denn auch die andere Person hat nichts davon, wenn ich mich nicht abgrenze, sondern etwas nur aus einem Gefühl von “ich muss doch, ich kann doch nicht einfach” mache. 

Abgrenzung ist also für mich ganz klar eine Entscheidung für mich und nicht gegen dich.

Ein weiterer Aspekt von Abgrenzung und Grenzen setzen ist aus meiner Sicht aber auch, mir und meinen Anteilen selbst Grenzen zu setzen. Auch hier geht es darum, meine eigenen Verhaltensmuster mal über eine gewisse Zeit zu beobachten und dann zu reflektieren, warum ich tue, was ich tue. Und wenn ich dann bemerke, dass ich bspw. immer dazu neige, Verantwortung für andere zu übernehmen, darf ich auch diesem Anteil in mir, der den Eindruck hat, genau dieses Verhalten zu brauchen, um sich sicher zu fühlen, ebenfalls liebevoll eine Grenze setzen.

Was nun schwieriger ist, sich selbst oder anderen eine Grenze zu setzen, ist wahrscheinlich sehr individuell und kann auch vom jeweiligen Thema oder der aktuellen Situation her wieder unterschiedlich sein.

Wie kommuniziere ich Abgrenzung?

Ein weiteres Beispiel für Abgrenzung hat sich vor einigen Monaten abgespielt. Ich wollte mich endlich wieder einmal mit zwei Freundinnen treffen. Wir suchten dann ein Datum, das uns allen passt, und dann war natürlich auch noch die Location, die wir definieren mussten. Schon sehr schnell empfand ich den Prozess als anstrengend und es lief dann darauf hinaus, dass wir ein Datum weit in der Zukunft erst festlegten. So war meine Wahrnehmung, weil ich es nicht so mag, zu viel im Voraus zu planen, damit ich auf jeweils aktuelle Energien und Ideen und Situationen eingehen kann.

Es wurde also für mich schnell klar, dass mir dieses Treffen schon beim Vereinbaren des Termins etc. Energie nimmt, statt dass Vorfreude aufkam. Hatte das etwas mit den Personen zu tun? Nein. Obwohl ich die beiden sehr gerne wieder einmal getroffen hätte, konnte ich mein Gefühl oder eben meine Grenze nicht einfach ignorieren. Ich habe es noch einen Moment auf mich wirken lassen und bin dann aber definitiv zum Schluss gekommen, dass es für mich so nicht mehr stimmt, ich mich also abgrenzen muss.

Und jetzt kommt sicher die Frage: Wie kommuniziere ich so eine Absage? Ich persönlich bin hier ganz klar für Ehrlichkeit und Transparenz, deshalb habe ich in meiner Nachricht genau das beschrieben, was es bei mir ausgelöst hat: Es fühlt sich für mich nicht stimmig an, es stresst mich und ich möchte mich nicht so weit im Voraus festlegen. Natürlich hatte ich ein kleines bisschen Bedenken, wie diese Nachricht aufgenommen wird. Aber ich konnte nicht gegen mich agieren. Und umso schöner war dann, dass mir sogar Verständnis entgegengebracht wurde.

Finde ich es schade, dass das Treffen nicht geklappt hat? Natürlich. Bedeutet das, dass wir uns nie mehr sehen? Nein, denn ich habe nicht gelogen, keine faule kurzfristige Ausrede benutzt oder sonst etwas, das der Beziehung nachhaltig geschadet hätte. Und das verdanke ich aus meiner Sicht meiner Ehrlichkeit: im ersten Moment mir selbst gegenüber, im zweiten Moment dann aber in der Kommunikation. Denn ich habe einfach meine Perspektive und mein Befinden geschildert und habe somit für Klarheit gesorgt. Bereue ich, dass ich abgesagt habe? Nein, denn ich bin für mich eingestanden, habe mich, meine Bedürfnisse und Grenzen ernst genommen und mich authentisch gezeigt.

Abgrenzung ist ein Prozess

Abgrenzung assoziiere ich heute mit Selbstliebe, Sicherheit in mir und Verbundenheit.

Es ist und bleibt ein Prozess, aber ein spannender, um immer mehr zum eigenen, wahren, wahrhaftigen, authentischen Selbst zu werden, das ich schon immer war und nun immer mehr entdecke, zeige und lebe.

Wie geht es dir mit dem Thema Abgrenzung? Kennst du deine Grenzen? Kannst du sie einhalten, respektierst du sie und werden sie auch respektiert? Lass mir doch gerne deine Gedanken zum Thema da, ich freue mich auf den Austausch. 🌟

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