Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, habe ich nicht sehr viele konkrete Erinnerungen. Schon gar nicht an konkrete Berufswünsche. Gerade wenn es darum geht, eine Standortbestimmung durchzuführen und für sich herauszufinden, welcher Job oder welche Branche passen könnte, taucht oft die Frage auf: Was wolltest du als Kind werden? Meine Antwort: keine Ahnung!
Ich war nie diejenige, die einen konkreten Plan hatte und den konsequent verfolgt hat. Ich hatte auch nie das Gefühl, dass mein Lebenslauf, sprich meine Jobwahl, einem roten Faden folgen würde und nicht einfach chaotisch und ohne klare Richtung war. Im Nachhinein zeigt sich, dass mein (vermeintlich) chaotischer Werdegang doch ein Lebenslauf mit einem roten Faden wurde.
Was ich als Kind werden wollte
Mit ein bisschen Nachdenken kamen mir dann doch noch zwei Berufswünsche in den Sinn, die jedoch beide nie eine zentrale Rolle in meinem Leben spielten oder die ich für Entscheidungen zu meinem Werdegang verfolgt hätte.
Dolmetscherin
Ob es mein erster oder zweiter Berufswunsch war, kann ich gar nicht mehr genau sagen. Es ist auf jeden Fall der Beruf, der mir als Erstes in den Sinn kommt bei der oben erwähnten Frage nach dem Berufswunsch als Kind. Ich fand Sprache schon von klein an faszinierend und wollte schon sehr früh die Namen der Buchstaben wissen und ich habe auch schon im Alter sehr früh und schnell lesen gelernt. Fremdsprachen fand ich auch sehr interessant, dies waren in der Oberstufe meine Lieblingsfächer. Daher macht der Berufswunsch auch Sinn. Dass ich dann mit dem Übersetzer-Studium genau diesen Weg eingeschlagen habe, realisierte ich aber erst viel später. Während des Studiums merkte ich dann, dass ich mit dem schriftlichen Teil, also mit dem Übersetzen, genügend ausgelastet war und nicht noch einmal 1,5 Jahre Studium anhängen wollte, um wirklich Dolmetscherin zu werden.
Einsatzleiterin bei der Rega
Ein weiterer Berufswunsch war Einsatzleiterin bei der Rega. Ich weiss gar nicht, wie dieser Job richtig heisst. Aber nach einer Besichtigung der Rega-Zentrale in Zürich war dies für eine gewisse Zeit ein konkreter Berufswunsch. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, war es wohl sogar der erste, noch vor Dolmetscherin. Es gibt die Einsatzzentrale für die Rettungsflüge der Rega-Helikopter. Dieser Teil schien mir aber schon damals zu belastend. Bei meinem Berufswunsch ging es darum, die Einsätze bei Repatriierungsflügen aus dem Ausland mit dem Jet mit allen beteiligten Parteien wie Spitälern, Flughäfen, Behörden etc. zu koordinieren. Dafür braucht es meines Wissens sechs Fremdsprachen fliessend, was mich als Sprachen-Liebhaberin natürlich motivierte. Dieses Koordinieren und den Überblick behalten ist etwas, was mir liegt, und was mir von meinem Vater vorgelebt und vielleicht sogar auch etwas in die Wiege gelegt wurde. Inzwischen bin ich da nicht mehr so ganz davon überzeugt, dass es für mich das Richtige ist oder ob es mir nicht zu viel Energie nimmt und eher eine Coping-Strategie war, immer die Kontrolle behalten zu wollen. Aber das vertiefe ich jetzt hier nicht, sondern dann wohl eher mal in einem separaten Blogbeitrag. 😉
Berufswunsch als Teenager
Ein dritter konkreter Berufswunsch, den ich ab der Kantonsschule, also im Alter zwischen 16 und 20 Jahren, kurz angestrebt habe, ist Ärztin. Ich fand und finde die Medizin spannend und habe während 3 Wochen im Rahmen eines Praktikums während der Kantonsschule in einem Spital gearbeitet. Das war definitiv ein Reality-Check, der mich aber nicht von der Idee abbringen konnte. Mein Highlight war, dass ich sogar bei einer kleinen Operation dabei sein durfte. Daraufhin habe ich mich für den Numerus Clausus für das Medizinstudium angemeldet. Ich war mir zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht sicher, ob ich wirklich Medizin studieren wollte. Aber um mir die Möglichkeit offenzuhalten, habe ich mich angemeldet. Als ich dann aber beim genaueren Betrachten der Studien-Inhalte realisiert habe, wie viel Mathematik Teil des Studiums ist, entschied ich mich dagegen – aus heutiger Sicht eine gute Entscheidung, denn ich glaube nicht, dass ich mit dem Stress und der psychischen Belastung als Ärztin auf die Dauer klargekommen wäre.
Was ich stattdessen geworden bin
Weil ich nebst der Medizin immer Sprachen gerne mochte, aber kein Literatur-Studium an der Universität absolvieren wollte, entschied ich mich zum Studium zur Übersetzerin an der ZHAW Winterthur. Während des Studiums zur Übersetzerin merkte ich, dass ich lieber Texte überarbeite und sprachlich optimiere, als diese zu übersetzen. Deshalb startete ich nach Abschluss des Studiums als Projekt Managerin in einer Übersetzungsagentur. So konnte ich koordinieren, den Überblick über die Projekte behalten und Übersetzungen korrekturlesen. Nach knapp zwei Jahren wurde es mir aber zu langweilig und ich begann meine Jobhopping-Karriere mit Wechsel nach jeweils ca. 1,5 bis 2 Jahren. Mehr dazu findest du auch in meinen Fun Facts.
Es gab schon Momente in meinem Leben, da bin ich fast an meinem eigenen Lebenslauf verzweifelt. So viele Wechsel, so viele verschiedene Branchen und Jobs. Und noch mehr Weiterbildungen, die oftmals keinen oder kaum einen Bezug zu meinen Jobs hatten. Doch durch die intensive Beschäftigung mit mir, meinem Werdegang und den Erkenntnissen, die ich jeweils pro Anstellung gewann, in Kombination mit der Laufbahnberatung und auch mit den Bewerbungskursen, die ich ab 2018 geleitet habe, wurde mir irgendwann mein eigener roter Faden innerhalb meines Lebenslaufs klar: Kommunikation und Sprache. Fast alle meine Jobs hatten irgendwie einen Bezug zu Sprache (Korrektorin, Deutschkursleiterin) und/oder zu Kommunikation (PR, Übersetzen, Job Coach). Als mir das klar wurde, konnte ich meinen Lebenslauf viel durchdachter und zielführender aufbauen. Und mich dann auch im Vorstellungsgespräch entsprechend präsentieren. Solange ich meinen Werdegang (und mich) als zufällig, chaotisch, ziel- und orientierungslos empfand, strahlte ich natürlich auch das aus. Doch mit der gewonnenen Klarheit wurde auch meine Kommunikation bei Bewerbungen klarer – und somit auch erfolgreicher.
Was ich heute bin
Den Wunsch, als Coach tätig zu sein, habe ich schon lange. Nur habe ich es mir nicht zugetraut. Und doch bin ich Schritt für Schritt in die richtige Richtung gegangen. Auch wenn, ehrlich gesagt, die Jobwechsel sich jeweils nicht strategisch angefühlt hatten, sondern aus einer Intuition heraus entstanden. Intuition, ehrliches Reflektieren darüber, was mir Energie gibt und was sie mir nimmt, kombiniert mit dem Vertrauen auf Leichtigkeit, Flow, oder wie ich es immer nenne «Wenn es flutscht» im Sinne von eins führt ohne Anstrengung zum nächsten, haben mich auf dem Weg immer weitergebracht. Und in der Retrospektive war dann klar, dass ich mich immer mehr in Richtung Coaching bewegt habe.
Ich bin nun einerseits als Job Coach angestellt und bin dort auch stark im Bereich Jobvermittlung und Fallführung von Klienten der IV tätig. Andererseits bin ich auch als Job Coach selbstständig, weil mich einfach das ganze Thema um berufliche Neuorientierung, Selbstfindung, Erfüllung im Job und auch Optimierung der Bewerbungsunterlagen auf einer ganzheitlichen Ebene faszinieren.
Mit diesem Beitrag möchte ich Mut machen: Mut sich auf den Weg zu machen, Mut Veränderungen anzugehen und Mut zu reflektieren, ehrlich hinzuschauen und dann auszuprobieren. Denn auch wenn viele meiner Jobs sich als «falsch» erwiesen haben, trugen doch alle dazu bei, dass ich mich immer besser kennenlernte, immer besser wusste, was ich nicht will (Prinzip Ausschlussverfahren) und dass ich dadurch immer mehr Klarheit fand darüber, welche Arbeitsbedingungen mir guttun und was ich brauche, damit ein Job mir Spass macht – egal ob im Angestelltenverhältnis oder in der Selbstständigkeit.
Was ich noch werden möchte
Mein aktuelles Ziel ist es, mich als Job Coach gerade im neurodivergenten Umfeld zu etablieren. Und natürlich möchte ich als Weiterbildungsjunkie mit ADHS mich auch weiterentwickeln und Neues lernen. Was genau, weiss ich zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht.
Ein Aspekt, der mir wichtig ist: mentale Gesundheit. Darum ist einer der nächsten Kurse, den ich buche, sicherlich der Erste-Hilfe-Kurs für psychische Gesundheit von ensa Schweiz. Ansonsten bleibe ich sicherlich auf dem Laufenden was die Arbeitswelt mit seinen Veränderungen wie bspw. durch KI angeht, aber auch Themen wie New Work oder Work-Life-Balance interessieren mich. Allenfalls wird es auch mal eine Zeit geben, in der ich in einem Van unterwegs bin? Oder ich mache noch eine Ausbildung im psychologischen Umfeld oder gehe noch weiter im Bereich Persönlichkeitsentwicklung? Wer weiss. Ideen kommen und gehen, manche werden umgesetzt, andere bleiben auf meiner Ideen-Liste und wieder andere verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind. 😉
Was für mich klar ist: Ich werde mich immer weiter entwickeln – persönlich wie beruflich. Daher ist es gut möglich, dass irgendwann ein ganz anderes Thema mein Schwerpunkt sein wird und dass sich dadurch meine Positionierung (wieder) verändert. Aber was ich, Stand heute, fest glaube: Das Schreiben ist gekommen, um zu bleiben. Und ich beginne da sogar, gross zu träumen. 🙃 Darum am besten auf meiner Website resp. meinem Blog immer wieder vorbeischauen, um auf dem Laufenden zu bleiben. 😎
Wie ist das bei dir? Was wolltest du als Kind werden? Und was bist du geworden? Hast du einen «schönen» Lebenslauf oder doch auch eher einen chaotischen Werdegang wie ich? Falls du da gerne Unterstützung möchtest, um deinen roten Faden zu entdecken und deinen nächsten Jobwechsel gezielter und klarer angehen möchtest: Melde dich gerne bei mir für ein kostenloses Kennenlerngespräch und wir schauen, wie ich dich unterstützen kann.